Donnerstag, 25. August 2011

Jetzt will ich es erst recht wissen

I’m back! Nach einer langen, aber durchaus angenehmen Reise sitze ich nun in meinem „neuen“ Zimmer (gleiches Haus, nur ein Zimmer weiter – bin sozusagen vom Mädchen- ins Jungenzimmer gezogen) und tippe diese Zeilen, um meine noch frischen Gedanken sofort zu Papier zu bringen.

Flughafen Frankfurt an einem nebeligen Donnerstag Morgen um kurz nach 8 Uhr (MESZ). Nach halbstündiger Verspätung beim Abflug in Graz (wunderschöner Morgen mit fantastischem, farbenprächtigen Sonnenaufgang) und kurzweiligem Flug, fand ich mich wieder wartend in einer der riesigen Flughafenhallen vor – wartend auf den Anschlussflug nach Newark.
Der Abschied war schön: Konstantin und Theo brachten mich nach einem erquickenden Morgen (Konstantin trällerte griechische Lieder durch die Wohnung) zum Flughafen und verabschiedeten mich, als plötzlich Papa mit Rucksack vor mir stand. Mama und Papa waren mit Zug und Rad zum Flughafen gefahren (Papa mit Rad in die Halle!), um mich zu überraschen. Wirklich gelungen: ein schönes 4-köpfiges Abschiedskomittee.
Anders als beim ersten Amerikaflug war ich diesmal viel gelassener. Außerdem war auch noch nichts Aufregendes passiert; kein beißender Moschus-Duft in der Frühmaschine, keine belanglosen oder zudringlichen Gespräche. Vielmehr hing Müdigkeit, Hitze und Erschöpfung in der Luft.
In Frankfurt war wider Erwarten wenig los. Urlauber spazierten gemächlich von und zu ihren Gates, Business Women and Men zogen gemütlich ihre Trolleys hinter sich her, manch fremde Blicke kreuzten sich, erwartungslos, vielleicht neugierig, aber nicht unangenehm. Meine Anschlussmaschine hob planmäßig um 11:20 ab. Die Maschine war fast bis auf den letzten Platz voll. Kindergeschrei sollte den Flug dominieren, der viel zu enge Sitzplatz mich dazu zwingen, meine Beine in den Gang zu strecken, wo sie von vorbeigehenden Stewardessen und herumturnenden Kindern getreten wurden. Nach acht Stunden Flugzeit war ich froh, meine Beinfreiheit wieder genießen zu können.
Dann: knapp eine Stunde Wartezeit bei der Passkontrolle und so kam ich mit großer Verspätung im Abholbereich an. Meine Freundin Mary sollte auf mich warten, doch fehlte jede Spur von ihr. Ich hatte mir ihre Handynummer in weiser Voraussicht auf einen Papierzettel aufgeschrieben und machte mich nun daran, erstmalig ein amerikanisches Münztelefon zu bedienen. First: Dial the number, Second: Follow the instructions, Third: Pay $1 in coins. Ich tat, wie beschrieben – gab also die Nummer mit Area-Code ein und hatte glücklicherweise auch noch vier Quarters zu Hand. Was dann kam, erzürnte mich sehr. „You don’t need to dial an area code. Hang up and try again“. Das „try again“ sollte wieder einen Dollar kosten, den ich in Münzen nicht mehr hatte. Auf meine Anfrage bei Starbucks, meinen Dollarschein zu wechseln, platzte mir fast der Kragen „You have to buy something“. Auf meinen Gesichtsausdruck hin, brachte mir eine Starbucks-Angestellte aus ihrer Privatbrieftasche das erforderliche Wechselgeld und gab mir den Rat mit auf den Weg, auch immer schön die „1“ für Amerika mitzuwählen. Aber „nur die 1 ohne 0“. Das klappte – Mary und ich fanden uns binnen weniger Minuten.
Mary, der Schatz, brachte mich gemütlich nach Hause. Am Turnpike und an der Route 1 kam mir alles so vor, als wäre ich gar nie weg gewesen. Irene und ihre beiden „Jüngsten“ empfingen mich herzlich und hatten, wie erwähnt, schon das Zimmer für mich vorbereitet. Nach einer kühlen Dusche machte ich mich am Abend mit dem Fahrrad auf ins Shoppingcentre, um die ersten Vorräte einzukaufen. Alles beim Alten: der Supermark McCaffrey’s strotzt nach wie vor mit seinen prall gefüllten Regalen, der warnende Donner mit anschließendem Sprühregen in der Gemüseabteilung irritiert mich noch immer und das Personal ist auch großteils das selbe.
Auf der Heimfahrt im mittlerweile Dunkeln fühlte ich mich wie im Dschungel. Die dichter gewordenen Bäume und Sträucher säumen die Straßen und beherbergen eine Unzahl an kreuchendem und fleuchendem Getier mit Dolby-Suround Sound – auf das Zirpen der Grillen, folgt die ächzende Antwort einer anderen Baumgrille, -wanze, whatever... – und „my deer“ ist so aktiv, wie nie. Bei der verträumten Fahrt durch den stockdunklen Wald (das Schwarz absorbiert fast vollends meine schwache Beleuchtung), sah ich aus dem Dickicht plötzlich etwas blitzen: Reh-Augen, vermutete ich und konnte gerade noch im letzten Moment den Zusammenstoß mit zwei ängstlichen Spaziergängerinnen vermeiden. Meine Reaktion „upsala, Tschuldigung“ holte mich unmittelbar in die Realität zurück und so stammelte ich „So-so-sorry, I didn’t mean to frighten you“. Ich weiß nicht, ob die beiden wegen meines „upsala“ oder der Erleichterung, dass ich mich als harmlos entpuppte, lachten – jedenfalls werde ich in Zukunft daran denken, wenn ich wieder den Wald unsicher mache...
So viel zu meinen ersten „Zweit“-Eindrücken hier. Nach mittlerweile 24 Stunden des Wach-Seins fallen mir langsam die Augen zu.

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