Montag, 29. August 2011

I met Hurricane "Irene"


26. Aug. 11-29. Aug. 11
7h Früh bei 72°F (=22°C) und 80% Luftfeuchtigkeit. Ich verbrachte eine angenehme, erste Nacht. Draußen steigt Tiefnebel auf, es dampft, die Grillen zirpen gleichmäßig vor sich hin. Es klingt wie kontinuierliches Surren. Ich werde vermutlich „on a walk“ in den Park gehen...

Das tat ich dann auch. Im Park hatte ich das Gefühl, dass die Luft aus Wasser bestand. Die Stimmung war märchenhaft, alle Bäume waren in eine Dunstwolke gehüllt, das saftige Gras nicht nur mit Tau benässt, sondern regelrecht nass. Im Wald ächzten die Bäume, hier und da brach ein Ast. Es war still und so genoss ich meinen Spaziergang und beobachtete die Sonne, die sich nicht durch die Dunstschicht zu kämpfen vermochte. Hurricane "Irene" präsentierte sich sozusagen noch im Schlafrock.





Links: Bilder aus nahegelegenen Smoyer-Park
(Nein, die Kamera hatte keine Schwierigkeiten mit dem Weißabgleich)





Am Abend wurde ich von Mary unter dem Vorwand, auszugehen und zuvor noch bei Matt und Elizabeth vorbeizuschauen, zu deren Apartment gelockt, wo eine Surprise auf mich wartete: eine wunderschön dekorierte Wohnung und ein Willkommens-Dinner vom Feinsten: Philly Cheese Steak, self-made. Now we are reunited!

Am Wochenende sollte Hurricane "Irene" schließlich in New Jersey eintreffen. Um die einsamen Stunden, abgeschnitten von Freunden, nicht allein verbringen zu müssen, veranstalteten wir zu acht eine Hurricane-Party - ja, in Amerika wird alles gefeiert ;) - in Lawrenceville. Es kam glücklicherweise nicht so schlimm: am Samstagabend hatte es plötzlich noch eine Tornado-Warnung gegeben, unser Haus blieb davon unberührt, Fenster und Türen waren in ihren Fensterstöcken geblieben. Alles in allem hatten wir in jener Nacht nicht viel mitbekommen. Trotzdem war das Ausmaß des Sturmes am nächsten Morgen nicht zu übersehen: die Regenmassen überfluteten weite Teile des Landes, Wasser drang in Keller ein, die Stromversorgung (man beachte: überirdische Leitungen!) war in großen Gebieten für mehrere Stunden (bzw. ist noch für Tage) lahmgelegt, Internet und Telefon funktionierten nicht. Dazu eine humoristische Meldung:


„BREAKING NEWS: As Hurricane Irene prepares to batter the East Coast, federal disaster officials have warned that Internet outages could force people to interact with other people for the first time in years. Residents are bracing themselves for the horror of awkward silences and unwanted eye contact. FEMA has advised: “Be prepared. Write down possible topics to talk about in advance. Sports...the weather. Remember, a conversation is basically a series of Facebook updates strung together.”

Mittlerweile bin ich wieder in Princeton angekommen. Es war genau eine Straße befahrbar, für die Route 1 (wichtiger Freeway) benötigt man noch immer ein Speedboat und unsere Uni ist auch mal wieder geschlossen. Déjà vu – immer wenn ich in die Staaten reise, darf ich ein mir neues Wetterphänomen miterleben ;)





New Jersey's Route 1 verwandelte sich in eine Wasserstraße












Exit/ Ausfahrt in einen See














Und fast hämisch wirkendes Traumwetter heute Montag Nachmittag. As if there wasn't anything happening before...




Donnerstag, 25. August 2011

Jetzt will ich es erst recht wissen

I’m back! Nach einer langen, aber durchaus angenehmen Reise sitze ich nun in meinem „neuen“ Zimmer (gleiches Haus, nur ein Zimmer weiter – bin sozusagen vom Mädchen- ins Jungenzimmer gezogen) und tippe diese Zeilen, um meine noch frischen Gedanken sofort zu Papier zu bringen.

Flughafen Frankfurt an einem nebeligen Donnerstag Morgen um kurz nach 8 Uhr (MESZ). Nach halbstündiger Verspätung beim Abflug in Graz (wunderschöner Morgen mit fantastischem, farbenprächtigen Sonnenaufgang) und kurzweiligem Flug, fand ich mich wieder wartend in einer der riesigen Flughafenhallen vor – wartend auf den Anschlussflug nach Newark.
Der Abschied war schön: Konstantin und Theo brachten mich nach einem erquickenden Morgen (Konstantin trällerte griechische Lieder durch die Wohnung) zum Flughafen und verabschiedeten mich, als plötzlich Papa mit Rucksack vor mir stand. Mama und Papa waren mit Zug und Rad zum Flughafen gefahren (Papa mit Rad in die Halle!), um mich zu überraschen. Wirklich gelungen: ein schönes 4-köpfiges Abschiedskomittee.
Anders als beim ersten Amerikaflug war ich diesmal viel gelassener. Außerdem war auch noch nichts Aufregendes passiert; kein beißender Moschus-Duft in der Frühmaschine, keine belanglosen oder zudringlichen Gespräche. Vielmehr hing Müdigkeit, Hitze und Erschöpfung in der Luft.
In Frankfurt war wider Erwarten wenig los. Urlauber spazierten gemächlich von und zu ihren Gates, Business Women and Men zogen gemütlich ihre Trolleys hinter sich her, manch fremde Blicke kreuzten sich, erwartungslos, vielleicht neugierig, aber nicht unangenehm. Meine Anschlussmaschine hob planmäßig um 11:20 ab. Die Maschine war fast bis auf den letzten Platz voll. Kindergeschrei sollte den Flug dominieren, der viel zu enge Sitzplatz mich dazu zwingen, meine Beine in den Gang zu strecken, wo sie von vorbeigehenden Stewardessen und herumturnenden Kindern getreten wurden. Nach acht Stunden Flugzeit war ich froh, meine Beinfreiheit wieder genießen zu können.
Dann: knapp eine Stunde Wartezeit bei der Passkontrolle und so kam ich mit großer Verspätung im Abholbereich an. Meine Freundin Mary sollte auf mich warten, doch fehlte jede Spur von ihr. Ich hatte mir ihre Handynummer in weiser Voraussicht auf einen Papierzettel aufgeschrieben und machte mich nun daran, erstmalig ein amerikanisches Münztelefon zu bedienen. First: Dial the number, Second: Follow the instructions, Third: Pay $1 in coins. Ich tat, wie beschrieben – gab also die Nummer mit Area-Code ein und hatte glücklicherweise auch noch vier Quarters zu Hand. Was dann kam, erzürnte mich sehr. „You don’t need to dial an area code. Hang up and try again“. Das „try again“ sollte wieder einen Dollar kosten, den ich in Münzen nicht mehr hatte. Auf meine Anfrage bei Starbucks, meinen Dollarschein zu wechseln, platzte mir fast der Kragen „You have to buy something“. Auf meinen Gesichtsausdruck hin, brachte mir eine Starbucks-Angestellte aus ihrer Privatbrieftasche das erforderliche Wechselgeld und gab mir den Rat mit auf den Weg, auch immer schön die „1“ für Amerika mitzuwählen. Aber „nur die 1 ohne 0“. Das klappte – Mary und ich fanden uns binnen weniger Minuten.
Mary, der Schatz, brachte mich gemütlich nach Hause. Am Turnpike und an der Route 1 kam mir alles so vor, als wäre ich gar nie weg gewesen. Irene und ihre beiden „Jüngsten“ empfingen mich herzlich und hatten, wie erwähnt, schon das Zimmer für mich vorbereitet. Nach einer kühlen Dusche machte ich mich am Abend mit dem Fahrrad auf ins Shoppingcentre, um die ersten Vorräte einzukaufen. Alles beim Alten: der Supermark McCaffrey’s strotzt nach wie vor mit seinen prall gefüllten Regalen, der warnende Donner mit anschließendem Sprühregen in der Gemüseabteilung irritiert mich noch immer und das Personal ist auch großteils das selbe.
Auf der Heimfahrt im mittlerweile Dunkeln fühlte ich mich wie im Dschungel. Die dichter gewordenen Bäume und Sträucher säumen die Straßen und beherbergen eine Unzahl an kreuchendem und fleuchendem Getier mit Dolby-Suround Sound – auf das Zirpen der Grillen, folgt die ächzende Antwort einer anderen Baumgrille, -wanze, whatever... – und „my deer“ ist so aktiv, wie nie. Bei der verträumten Fahrt durch den stockdunklen Wald (das Schwarz absorbiert fast vollends meine schwache Beleuchtung), sah ich aus dem Dickicht plötzlich etwas blitzen: Reh-Augen, vermutete ich und konnte gerade noch im letzten Moment den Zusammenstoß mit zwei ängstlichen Spaziergängerinnen vermeiden. Meine Reaktion „upsala, Tschuldigung“ holte mich unmittelbar in die Realität zurück und so stammelte ich „So-so-sorry, I didn’t mean to frighten you“. Ich weiß nicht, ob die beiden wegen meines „upsala“ oder der Erleichterung, dass ich mich als harmlos entpuppte, lachten – jedenfalls werde ich in Zukunft daran denken, wenn ich wieder den Wald unsicher mache...
So viel zu meinen ersten „Zweit“-Eindrücken hier. Nach mittlerweile 24 Stunden des Wach-Seins fallen mir langsam die Augen zu.